Dienstag, 14. Mai 2013

Ein Zwischenfazit

Ich finde, es wird Zeit für ein kleines Fazit. Nachdem wir nun endlich den Trockenbau fertig haben, können wir doch von einigen Erfahrungen berichten. Aber ich warne euch, ich werde hier nichts schön reden, sondern so erzählen, wie es ist :-) (zumindest bei uns):

- Bauen ist anstrengend. Sehr sogar. Am Anfang sind alle noch hoch motiviert und man sieht auch sehr schnell Fortschritte (Dämmung, Spanplatte und co). Nach einigen Monaten bei eisiger Kälte sieht das aber schon anders aus. Jeder ist genervt, weil es eiskalt ist (oder auch zu warm, je nachdem, wann man baut), die Nerven liegen blank und man könnte bei der kleinsten Kleinigkeit ausflippen. Nicht zu vergessen ist auch die körperliche Arbeit. Wenn man mehrere Tage am Stück (oder auch Wochen) am Innenausbau gearbeitet hat, fühlt man sich jeden Abend, als wäre man vom Laster überfahren worden!

- Der Stressfaktor nimmt zu. Jeder hat einen anderen Vorschlag, wie dieses oder jenes zu machen ist und natürlich hält jeder seinen Weg für den einzig richtigen. Das führt schnell dazu, dass man sich ordentlich anzickt, aber am Ende gehts dann doch. Eine Baustelle ist auf jeden Fall eine gute Beziehungsprobe für alle, die noch nicht lange zusammen sind oder frisch verheiratet. Wenn man das übersteht, kann einen nichts mehr schocken.

- Man ist müde. Immer! Von Mo- Freitag geht man seinem normalen Job nach, steht morgens um halb sieben auf. Nach Feierabend ist man dann noch bis 21 Uhr (je nach Wetter) auf der Baustelle und von Freitag Nachmittag bis Sonntag Abend auch. Am WE steht man dann vielleicht um 8 auf und selbst, wenn man sich mal nen freien Tag gönnt, ist man trotzdem spätestens um halb 8 wach, der Körper kennt das Spiel ja schon.

- Soziale Kontakte...naja, die realen Treffen beschränken sich in der Bauzeit eigentlich nur auf die Helfer am Bau. Was schön ist, wenn man Familie und gute Freunde um sich hat, so wie wir. Mit allen anderen funktioniert der Kontakt nur über Email, Telefon und Facebook. Ausgehen am Samstag Abend?? Fehlanzeige, denn man schafft es nach der Baustelle nur noch unter die Dusche und dann hat man nur noch das tiefe Verlangen, sich den Rest des Abends nicht mehr vom Sofa weg zu bewegen. Viel bewegen kann man sich dann auch eh nicht mehr, da jeder Muskel schmerzt.

- Geregelte Mahlzeiten: gibts eigentlich nur Mittags im Büro. Danach Baustelle und wenn man Glück hat, gibt der Kühlschrank Abends noch was her. Einkaufen ist nämlich auch so ne Sache. Es ist echt gut, dass die meisten Supermärkte lange auf haben, aber selbst 20 Uhr schaffen wir nicht immer. Ich verabschiede mich dann schon mal Samstags ne Stunde vom Bau und gehe einkaufen. Wir haben das große Glück, dass meine Schwiegermutter uns immer mit leckeren Sachen auf der Baustelle versorgt und wir sogar Kuchen bekommen!

- Es ist verdammt viel Arbeit und es gibt viele Tage, an denen man sich aus dem Bett quälen muss, weil man alleine bei dem Gedanken an die Baustelle direkt wieder unter der Decke verschwinden möchte. Aber wenn man dann da ist und am Ende des Tages sieht, was man alles geschafft hat, ist man doch froh, aufgestanden zu sein.

- Man lernt immer was dazu. Als wir angefangen haben, konnte ich weder ne Säge bedienen, noch vernünftig mit einem Akkuschrauben umgehen. Mittlerweile kann ich alle Geräte benutzen, wenn auch nicht so gerne (Die Handkreissäge und ich werden keine Freunde) und ich liebe meine kleine Makita :-)

- Es gibts nichts wichtigeres, wie Familie, die einen bei so einem Vorhaben unterstützt! Ohne unsere Eltern und Freunde wären wir noch lange nicht so weit, denn zu zweit ist der Innenausbau nicht machbar. Es gibt Sachen, die kann man einfach zu zweit nicht machen.


So, das soll erstmal reichen. Ob ich es noch mal so machen würde?...Keine Ahnung, ich tendiere momentan eher zu Nein. Ich hoffe ja, dass ich nicht noch mal bauen muss :-)
Ich kann nur raten, immer genug Kaffee und Schokolade auf der Baustelle zu haben, damit lässt sich immer was machen :-)


Wir stehen kurz vor dem Estrich und damit ist ein enorm großer Abschnitt abgeschlossen. Danach wird das Haus nur noch schön gemacht (ok, bis auf den Keller, aber der kommt später).



Update 10.02.2014: Lasst euch bitte nicht abschrecken, aber macht euch auch keine falschen Vorstellungen. Es soll ja Bauherren geben, die meinen ein Fertighaus wäre dann fertig zum Einzug.. Man muss sich schon im Klaren sein, dass beide! Partner kräftig mit anpacken müssen und sich die Frauen nicht drücken können (es sei denn, es sind Kinder vorhanden oder Krankheiten etc.). Ich habe neulich eine Sendung im TV gesehen, da haben die Männer alles gemacht und die Frauen fragten, warum das denn noch nicht fertig sein :-) So funktioniert das natürlich nicht! Und liebe Frauen, ihr könnt das!! Lasst es euch ggf. erklären und dann zeigt es den Männern!

Ein Haus auszubauen ist kein Zuckerschlecken, aber wenn man erst mal eine Weile drin wohnt und sieht, wie es immer schöner und gemütlicher wird, vergisst man die ganzen Strapazen und Schmerzen. (Muss wohl so ähnlich sein wie bei einer Geburt).
Nach ein paar Wochen im Eigenheim kann man sich die offenen Wände, losen Kabel, nackten Boden usw. gar nicht mehr vorstellen und dann merkt ihr, es hat sich alles gelohnt! Traut euch!




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